http://www.casamartin.de/kolumne/kolumn ... uell.shtml
Zitat aus dem Blog von Mathias Siebold:
(Edit Admin: Folgenden Bereich aus dem Blog von Siebold sollte man mit voran schicken, sonst versteht man es so, als wenn Siebold das untenstehende gesagt hätte:
"Dr. Andreas Klügel bremst unseren positiven Gedankengang auch wieder ein bisschen, da er Vergleiche zu der Eruption 2011 in El Hierro zieht und auch dort eine ähnliche Situation mit dem Beben in diversen Ebenen stattgefunden hat...")
......Ich zitiere hier einen Ausschnitt, den er uns heute auf meine laienhaften Fragen übersandt hat:
Die Erdbeben während der Eruption clustern ja im Bereich 10...15 km und 30...35 km, wobei die stärkeren Beben fast ausschließlich aus dem tieferen Bereich stammen - genau wie 2011-2012 bei El Hierro. Meine Daten für die Tiefen der Magmenkammern von Cumbre Vieja, welche die Eruptionen direkt speisen, zeigen genau den aseismischen Bereich dazwischen, nämlich rund 16-22 km. Das ist interessant. Entweder haben die Daten größere Fehler / Unsicherheiten als erwartet, oder in dieser vermutlich sehr heißen Region passiert wirklich nicht viel, solange das Magma fließt. Allerdings gab es laut IGN Erdbeben aus genau dieser Zone, nämlich am 31. Januar 2021 (möglicherweise auch davor) überwiegend im Bereich 20-26 km! Danach aber nicht mehr, sondern nur in den besagten Bereichen oberhalb und unterhalb. Dies deutet auf ein wirklich sehr komplexes Magmensystem in der Tiefe hin. Meine vorsichtige Interpretation:
Der Bereich 10-15 km stellt eine geometrisch sehr komplexe Zone dar, die vor dem Ausbruch aufgefüllt wurde und sich nun durch den Transport des Magmas permanent verändert. Dies könnte die Erdbeben erklären. Die Haupt-Magmenreservoire im Bereich 16...26 km werden im Verlauf der Eruption einerseits nach oben entleert, andererseits von weiter unten (30-35 km) permanent nachgefüllt. Sie scheinen damit "stabil" zu sein, welches das Fehlen von Erdbeben in diesem Tiefenbereich erklären könnte. Der Bereich 30...35 km dagegen (auch eine Art Magmenkammer) entleert sich nun immer mehr, ohne dass Magma aus noch größeren Tiefen rechtzeitig nachströmen kann. Damit lässt der Druck in diesem Bereich progressiv nach, und es kommt zum Kollaps des umgebenden Gesteins, da in der Tiefe keine Hohlräume existieren können (der Umgebungsdruck ist viel zu hoch). Das erklärt die starken Erdbeben. Wenn die tiefen Beben und dann auch die flacheren Beben nachlassen, könnte das auf ein Abflauen der Eruption hindeuten.
Interessant ist es, den Verlauf der gemittelten Tremor-Amplitude zu betrachten. Anbei ein Bild vom jetzigen Ausbruch, heutiger Stand (rote Kurve), und von El Hierro 2011-2012 (aus Martí et al., 2013). Bei El Hierro wurde die Amplitude des Tremors als sogenannter "gleitender Mittelwert" gezeigt (mittlere Amplitude während einer Stunde, damit die starken Ausschläge nicht so auffallen; vergleichbar mit den bekannten mittleren 7-Tage-Inzidenzwerten von Corona...); die Einheit ist unwichtig. Bei La Palma dürfte die Darstellung ähnlich sein. Der wichtige Punkt ist, dass beim Ende der Eruption von El Hierro die Kurve wieder auf den Anfangswert vor Eruptionsbeginn (10.10.2011) zurückging, und zwar nicht nur für ein paar Stunden. Leider ist La Palma davon noch weit entfernt... wir scheinen noch mittendrin zu sein. Aber ich denke, dass diese Kurve ein wirklich wichtiges Maß darstellt.