Die Tragödie von Llanito

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nils.k
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Die Tragödie von Llanito

Beitrag von nils.k »

Auch auf La Palma gab es schon schwere Starkregenereignisse. Sie sind die tödlichsten Naturkatastrophen der Insel. Man sagt hier, dass die hiesigen Vulkane zwar sehr viel vernichten, aber nicht töten, wie Wasser es tut.

Die Tragödie von Llanito, Breña Alta, vom 16. Januar 1957 nahm ihren Anfang in den Bergen der Cumbre Vieja oberhalb der Barrancos Aduares, Amargavinos und Aguasencio. Eine Dana zog über die Insel und regnete an der Bergkette gewaltige Wassermassen ab.
Insgesamt starben durch die Lawine aus Schlamm und Geröll an diesem Tag mindestens 24 Menschen. In der Municipios Breñas und Mazo wurden 413 Menschen evakuiert, mehr als 100 Häuser zerstört und weitere 75 schwer beschädigt. Darüber hinaus wurden auch in Bajamar und Cuesta de Matos in Santa Cruz de La Palma, in Los Llanos de Aridane, Tazacorte und Los Sauces erhebliche Schäden an den Straßen gemeldet.

Betroffen waren auch andere Teile von Breña Baja, insbesondere entlang des Barranco Amargavino, der durch San José und San Antonio führt. Er hat ein ausgeprägtes Becken und fällt dahinter stark ab, was die Überflutung begünstigte und schwere Schäden anrichtete. Sandigen Flächen, die mit Weinbergen und Getreide bepflanzt waren, führte dazu, dass sich das Wasser in den steileren Gebieten neue Kanäle suchte, und Sturzbäche aus Erde und Schlamm verursachte.

https://web.archive.org/web/20090615060 ... s/1455.htm

Heutzutage lauert die größte Gefahr an anderen Orten. Viele Barrancos enden in Orten mit dichter Besiedlung, wie der Barranco de los Dolores, der durch Santa Cruz läuft. Er entwässert 9 km² in den Bergen, was zu gigantischen Wassermassen führen kann. Noch größer ist das Potential der Barrancos Las Angustias und Tenisca, die 56 km² bzw. 43 km² Einzugsgebiet haben und die Orte Tazacorte und Los Llanos de Aridane bedrohen. Wie gefährlich das ist, zeigt die Tragödie vom 20.11.2001 im Barranco de las Angustias mit vier Todesopfern.
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS ... f-la-palma
agua.JPG
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Kurt
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Re: Die Tragödie von Llanito

Beitrag von Kurt »

Das mit dem Barranco ist so eine Sache. Wenn es regnet sollte man nicht in die Caldera. Das wissen die Einheimischen, und die Wanderwege sind ja dann auch entsprechend geschlossen. Selbst wenn damals noch nicht offiziell der Fall war, verwundert es einen aber schon, wie man als "erfahrener Bergführer" der 8 Jahre auf der Insel lebt, mit Menschen da rein gehen kann.
generell weiß man ja, wie es unten in am Hafen aussieht, wenn es heftig regnet, und wie oft schon die halbe Straße weg war.
Wenn es mal ganz heftig kommt, dann sind vielleicht auch die Sozialbauten im Barranco gefährdet.
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Penelope
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Re: Die Tragödie von Llanito

Beitrag von Penelope »

Ja, und alles im und am Barranco Tenisca.

Bei der Katastrophe von Valencia waren fast alle Toten in “zonas inundables” zu beklagen, sagte gestern oder vorgestern ein Experte im rtve. Dort, so sagte er, hätte man niemals bauen dürfen.
"Leben allein genügt nicht, sagte der Schmetterling, Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muß man auch haben." - Hans Christian Andersen
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Re: Die Tragödie von Llanito

Beitrag von Birigoyo »

Im Besonderen die Stadtbarrancos werden zum Problem, wie der Fall Valencia gerade wieder gezeigt hat.
Dort fließen gleich mehrere Barrancos durch die Stadt in Richtung Mittelmeer.
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Kurt
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Re: Die Tragödie von Llanito

Beitrag von Kurt »

Allerdings ist das eben auch wieder Recht einfach gesagt. Städte zwischen Bergen und Meer sind eben traditionell an Barancos und Flüssen entstanden. Trinkwasser, fruchtbares Schwemmland, schön flach. Wenn die Städte dann wachsen, im Falle von Valencia lange und stark, dann passiert das summerweise automatisch. Barrancos, die irgendwann mal am Stadtrand gelegen waren, sind irgendwann mitten in der Stadt.
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Re: Die Tragödie von Llanito

Beitrag von Birigoyo »

So ist es Kurt.
Der Zentrale Barranco Turia in Valencia wurde bereits nach der Flutkatastrophe 1957
an den Südrand der Stadt verlegt, allerdings als Betonkanal und ohne Überflutungszone drum herum.
Aber später sind noch weiter südlich wieder neue Wohnviertel entstanden und haben ihn dann quasi wieder
in die Stadt integriert, wo er nun eine latente Gefahr darstellt.

Die größten Wassermassen kamen diesmal aber wohl vom Barranco del Poyo (Rambla del Poyo),
noch etwas weiter südlich gelegen:
Screenshot 2024-11-02 214747.jpg
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don.ronaldo
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Re: Die Tragödie von Llanito

Beitrag von don.ronaldo »

Kurt hat geschrieben: Sa 2. Nov 2024, 19:49 ... dann passiert das dummerweise automatisch...
... WENN man ungeplante Bebauung als Automatismus betrachten will.
Das geht aber auch anders.
Schaut man sich z.B. die römische Aufsiedelung Süddeutschlands vor rundumadum 2.000 Jahren an, kann man nur den Hut ziehen ob ihrer Beachtung der grundlegenden topografischen Gegebenheiten. Niemand hätte riskiert, nach der Schneeschmelze oder bei Starkregenereignissen nasse Füße zu bekommen.
(Das führt hier aber zu weit und ändert nix daran, dass das hier für die Betroffenen ein Desaster ist.)
Menschen sind einfach sonderbar, auch ich. (Elisabeth Scott, SZ 28.7.2023)
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Tapa
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Re: Die Tragödie von Llanito

Beitrag von Tapa »

Ich stimme zu und möchte noch ergänzen dass früher nicht alle Flächen "zubetoniert" wurden. Wohin soll das Wasser laufen?
Ein Mensch ist zu allem fähig, warum nicht auch zum Frieden?
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