Na ja, ein echter "Sozialbericht" wäre um Einiges umfangreicher und (noch) differenzierter. Wie man allerdings den Versuch, die Hintergründe einer negativen Entwicklung, wenn es denn überhaupt eine gibt, zu beleuchten, als "Verharmlosung" bezeichnen kann, erschließt sich mir immer noch nicht.
Möglicherweise ist der Eindruck, dass die hiesige Polizei nicht unbedingt die Kleinkriminalität gegen Touristen auf der dringendsten Agenda hat, nicht ganz falsch. Es passiert halt einfach zu wenig in dieser Richtung, anders als auf GC, TFN oder Lanzarote. Dort sind Profis unterwegs, internationale Banden, gegen die unser Carlos und seine Kollegen richtig putzig daherkommen. Den Betroffenen, ich wiederhole mich, hilft das sicher nicht, aber die Gefahr, hier auf La Palma betroffen zu werden, ist immer noch gering. Mein Eindruck ist allerdings, dass bestimmte Delikte, z.B. Überfälle auf Supermärkte oder Tankstellen (La Laguna!) zunehmen bzw. neu vorkommen.
In dieser Beziehung mag ich mich, offen gesagt, nicht integrieren. Folgender Vorfall macht mich nachdenklich: Im Nebenhaus zog ein junges Paar ein, offensichtlich arbeitslos. Seitdem ist dort ständig Unruhe, Streit, laute Musik,es fliegt auch schon mal was durchs (geschlossene) Fenster. Nachbarn erzählen, dass der Caballero ein ortsbekannter Schläger und Messerstecher ist, vor dem sogar die Polizei Angst hat. Jeder Versuch, freundlich Kontakt mit ihm aufzunehmen, wird mit einer Bedrohung beantwortet. Gestern vormittag nun infernalischer Lärm, Geschrei, Möbel werden umgeworfen, die Freundin rennt nackt aus dem Haus und versucht, mit ihrem Auto zu flüchten. Lippe und Gesicht sind geschwollen. Er rennt hinterher und beginnt, mit einer Pfanne die Autoscheiben einzuschlagen. Außerdem tritt er heftig gegen die Tür, sodass zu der vorhandenen noch eine zusätzliche Delle hinzukommt. In die Motorhaube ritzt er "Puta" ein. Nachbarn schauen aus den Fenstern und sind schnell wieder weg. Ich versuche, die Polizei zu erreichen, was nicht gleich gelingt. Währenddessen droht Herr Nachbar, uns umzubringen, wenn wir die Polizei rufen. Nach 10 Minuten kommt die Policia Local, 5 Minuten später die Guardia Civil, insgesamt 5 streng blickende Herren mit schwarzen Handschuhen. Nächste Szene: unser Obermacho sitzt oben im ersten Stock auf dem Fensterbrett und beschimpft abwechselnd uns und die Polizisten. Die stehen unten und reden mit ihm. Kein Versuch, ihn festzunehmen oder zumindest seine Personalien aufzunehmen. Seine Freundin, inzwischen wieder bei ihm in der Wohnung, will keine Anzeige erstatten, das sei nur ein kleiner Streit gewesen. Auch sie wird nicht eingehender befragt. Obwohl wir den Polizisten sagen, dass wir bedroht werden, machen sie nur noch Fotos von dem Auto und kündigen an, dass wir noch zu einer Aussage bei der Guardia in Los Llanos einbestellt werden. Da die Frau keine Anzeige erstatte, könne man ihn nicht belangen. Die Sachbeschädigung sei kein Offizialdelikt. Und fuera.
Für den Vorfall gibt es mindestens 5 Zeugen. Außer uns haben sich alle versteckt, als die Polizei kam. Nun sind wir die einzigen Zeugen, und die Hauptbetroffene leugnet, betroffen zu sein. Ich verstehe nicht, dass die Guardia so gefürchtet sein soll- die machen ja garnichts!

Fritze kann es nicht. Basta.