Wir sind während mehrerer Südwest und Westurlaube in den USA zu Fans der Pazifikküste geworden. Vor allem der Abschnitt zwischen San Francisco und der Kanadischen Grenze ist landschaftlich großartig und präsentiert sich bis auf wenige Küstenabschnitte als eine noch sehr ursprüngliche, dünn besiedelte, von nur wenig Touristen besuchte Region. Wildromantische Steilküsten und viele Kilometer lange, breite, einsame Sandstrände sind hier die Regel, und die sehr vielfältige maritime Fauna, die faszinierenden Mammutbaumwälder und die kalten Regenwälder im küstennahen Hinterland versetzen den Europäer immer wieder ins Staunen.
Der Ruby Beach, den wir an diesem Tag besuchten, befindet sich im Bundesstaat Washington, also im nordwestlichsten Teil des Mainlandes. Da er sehr nahe an der Küstenstraße liegt, und mit dem Auto zu erreichen ist, ist hier schon ein wenig mehr los, aber auch hier hielt sich der Besucheransturm, wenn man es mit weltbekannten Highlights des Landes wie dem Grand Canyon oder europäischen Sehenswürdigkeiten vergleicht stark in Grenzen.
Die ganze Küste dieser Region hat uns sehr gut gefallen und der nahe Hoh Rain Forest hat wirklich etwas von einem Zauberwald: https://www.google.com/search?q=hoh+rai ... 20&bih=966
Als musikalische Untermalung meines kleinen Erlebnisberichtes hier ein meditatives, reduziertes, wie ich finde visuell anregendes Stück von....
Yo la Tengo - The Fireside
Weite Teile der Westküste werden temporär immer mal wieder in Küstennebel gehüllt. Dieser Nebel beschert der Region in Verbindung mit der vorherrschenden kalten Meeresströmung ein ganzjährig mildes, sehr ausgeglichenes Klima.

Als wir den weiten Sandstrand betraten herrschte gerade strahlender Sonnenschein bei etwa 20 Grad. Aber schon bald sah man eine große Nebelbank vom Meer aus herankriechen, die dann auch blitzschnell den Strand erreichte, um in der Folgezeit mal dichter oder aufgelockerter an der Küste entlang zu wabern. Was danach folgte erinnerte stark an die Waberwolken des Nordostpassats, und in den Küstenbergen bei San Francisco wurden wir auch schon mal Zeuge eines Wolkenfalls.

Rasch war der von vielen großen und kleinen Haystacks (Felsmonolithen) geprägte Strand in Nebel gehüllt und man spazierte von Nebelbank zu Nebelbank, die immer mal wieder von kurzen Sonnenlöchern unterbrochen wurden die Küstenlinie entlang.





Zwischenzeitlich mutete die Szenerie immer mystischer an, und die Menschen, die sich schemenhaft aus dem Nebel pellten, hätten auch aus dem Set eines Gruselfilms entstammen können.


Der gefühlte Temperaturunterschied zwischen den Sonnenlöchern und den Nebelbänken war wirklich deftig. In Letzteren fror man sich trotz Pullover, Fleece und Windjacke sonst was ab, und Handschuhe zum fotografieren hätte man sich am liebsten auch herbei gebeamt.



Diese großen Felsmonolithen, die manchmal ein wenig an Gigantenfüße erinnern, ziehren weite Teile der Pazifikküste.


Ein Teil der Fotos erinnert durch das diffussive, neblige Gegenlicht in dem sie aufgenommen wurden an reduziert gehaltene Comiczeichnungen.




Der feinsandige, sehr flach auslaufende, breite Sandstrand wurde zwischendurch immer wieder von einem dünnen Wasserfilm geflutet, und gerade beim fotografieren musste man aufpassen, dass man sich keine nassen Wanderschuhe wegholte, wenn die Mini-Flut hinter einem gerade mal etwas höher auflief als vorher.




Trotz dieser weiten, fantastischen Sandstrände sieht man allerdings nur ganz, ganz selten jemanden Baden. Die sehr kalte, nährstoffreiche Meeresströmung ist eher was für Wale, See-Elefanten, Robben, Seeotter und Pelikane, als für Menschen. Nur wirklich hartgesottene gehen hier Schwimmen.




Das Zusammenspiel von wabernden Wolkenbänken, der auf - und ablaufenden Brandung und den Sonnenstrahlen, die immer wieder die Nebelbänke durchbrachen, war wirklich faszinierend.



Nach zwei Stunden beendeten wir durchgefroren, aber völlig berauscht vom Erlebten, diesen für uns unvergesslichen Strandspaziergang.