Als recht häufiger Gast in den USA erlaube ich mir mal ein paar Gedanken zum Thema :
Für den Mitteleuropäer ist es generell schwer den Nordamerikaner ( mit europäischem Migrationshintergrund)
zu verstehen .
Es haben sich damals diejenigen teils unter schwersten Entbehrungen auf eine Schiffspassage gewagt ,
welche in Europa nichts mehr zu verlieren hatten .
Jeglicher Erfolg in der „Neuen Welt“ in Bezug auf z.B. Besitz und Wohlstand musste meist hart erkämpft werden .
Das merkt man oft heute noch , die Leute haben es in den Klamotten , so viele Generationen ist das noch nicht her .
Gebraucht wurden einfache und effektive Lösungen , um das Überleben zu sichern .
Es gab kein über Jahrhunderte aufgebautes Gefüge von Absicherungen oder Abhängigkeiten wie in Europa .
Dieser Geist ist gerade in den ländlichen Gebieten auch heute noch verbreitet spürbar .
Es zählt das Erreichte , sprich die Äusserlichkeiten , Big Block eben ,
staatliche Einmischung in die traditionellen Strukturen ist nicht erwünscht .
Tiere zu schiessen , als reiner Sport , als Freizeitvergnügen, ist in weiten Teilen der Gesellschaft anerkannt
und wird gefördert .
Die Knarre spielt eh' eine grosse Rolle , mit ihr hat sich ja Ur-Ur-Ur Opa das Land frei geballert ,
auf dem heute noch viele hausen .
Niemand kann dort etwas schlimmes daran finden , Schulkinder gehen spätestens Nachmittags
auf die nächste Wiese hinterm Hof zum Schiessen , just nothing else to do …
Für einfache Lösungen welche eine vermeintliche Perspektive bieten , ist man immer offen , also auch für Trump .
Es gibt natürlich auch die „anderen“ Nordamerikaner (mit europäischem Migrationshintergrund) ,
die in den Augen der Europäer fortschrittlich denken , oft in Grossstädten zuhause , gut gebildet ,
die sind wohl (noch?) in der Minderzahl , sonst hätte Trump nicht gewonnen .
Mit dem Nachwachsen der Jugend besteht aber vielleicht Hoffnung ...
Von den eigentlichen Ureinwohnern Nordamerikas wollen wir hier erst garnicht reden .
Die beeinflussen keine Wahl ( zu Wenige ) , und vegetieren in speziell ausgewiesenen Reservaten vor sich hin .
„Misfits“ für die Nordamerikanische Gesellschaft , kaum beachtet oder gefördert ,
und von grossen Teilen der Gesellschaft ignoriert .
Leider ist das immer noch so ...
Zwischen Menschen wegen der Hautfarbe zu unterscheiden macht für mich überhaupt keinen Sinn .
Mensch ist für mich Mensch ob schwarz oder weiss oder ocker oder was ….
In den USA spielt es eine grosse Rolle ob du helle oder dunkle Haut hast .
Es gibt hierzu Statistiken die für sich sprechen , die Benachteiligungen spielen sich
in vielen Bereichen der Gesellschaft ab , egal ob es um Wohnungssuche , Krankenversorgung ,
Schulbildung , Jobsuche oder ähnliches geht .
Oder eben um Polizeikontrollen und Rechtsstaatlichkeit .
Dies ist ein Zustand den Trump meist unterschwellig noch befeuert und damit die weitere Spaltung
der US-Gesellschaft vorantreibt .
Trotzdem gibt es auch in diesem Teil der Gesellschaft eine Trumpklientel , die Machokultur lässt grüssen .
Dann gibt es noch die grosse Volksgruppe der Einwanderer aus Mexiko und Mittelamerika .
Sie werden dringend gebraucht um die US Wirtschaft am laufen zu halten , da sie , mit Billiglöhnen abgespeist ,
oft lebenwichtige Produktionsbereiche , wie die Landwirtschaft , am Laufen und konkurrenzfähig halten .
Diese kommen meist aus einer autoritären politischen Kultur und können deshalb mit Trump
durchaus etwas anfangen .
Das die Demokraten nicht in der Lage sind jemand charismatischeren als den 77 Jahre alten Biden aufzubieten ,
das kreide ich denen echt an . Aber das politische System in den USA ist kompliziert und gibt jungen Aufsteigern kaum
eine Chance .
Am Mittwoch Morgen wissen wir mehr . Oder eben auch nicht … und dann wird’s spannend , im negativen Sinne .