Die letzten Meter der Straße leiten dann gemütlich nach La Fajana hinunter und bieten noch einmal schöne Ausblicke über die hier zumeist in mächtigeren Wogen heran rollende Brandung. Dann ist der herrlich gelegene kleine Küstenweiler, der aus etwa einem Dutzend Häusern besteht erreicht. Die meisten dieser Häuser sind allerdings schön länger nicht mehr dauerhaft bewohnt und werden zumeist nur noch als Wochenend - oder Sommerbleibe der Besitzer genutzt. Die Felder werden allerdings noch bewirtschaftet, auf ihnen werden hauptsächlich Bananen angebaut. Es gibt aber sogar eine Finca an diesem extrem abgelegenen Ort, die man als Urlaubsunterkunft mieten kann! Und als wir im April 2017 wieder einmal in La Fajana waren, parkte neben uns ein schwer mit Einkäufen beladener Wagen ein und zwei Engländer stiegen aus und fragten uns ob wir die Besitzer der Finca wären. Wer hier für ein paar Tage logiert, sollte wirklich einen richtigen Großeinkauf dabei haben, denn der nächste richtige Supermarkt ist ungefähr eine Stunde, sehr serpentinenreicher Fahrt entfernt.
Eine gewisse Bedeutung hatte der Küstenweiler früher als Anlegestelle für das oberhalb der Steilküste gelegene Dorf Franceses. Von einer ins Meer hinein ragenden, flach auslaufenden Lavazunge, die als natürliche Anlegestelle genutzt wurde, verschiffte man die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Umgebung auf die anderen Inseln, hauptsächlich nach Gran Canaria.
Leider sind die Gebäude des alten Verladekomplexes mittlerweile stark am verfallen. Und der Prozess hat sich in den letzten Jahren leider stark beschleunigt - von diesem markanten, erhöht liegenden Haus standen vor nicht einmal zehn Jahren noch die kompletten Grundmauern.
Man kann, wenn man will auch ganz auf den flachen Teil der Lavazunge heraus laufen, aber hierbei gilt es vorsichtig zu sein, denn manchmal rollen ohne jegliche Vorwarnung höhere Wellen heran. Vor ein paar Jahren war ich gerade wieder bei den höher gelegenen Hütten angekommen, als eine Welle völlig ansatzlos die flacheren Bereiche der Lavazunge wo ich vorher rumgeturnt hatte, knietief flutete.
Meistens ist der Atlantik an der Nordküste sehr aufgewühlt und man sieht oft große Brandungsklatscher an der Steilküste, wie bei diesem Meeresfelsen hier, der mit etwa 55 Meter Höhe zu den größeren La Palmas gehört.
Über La Fajana türmt sich eine gewaltige Steilküste mit zerklüfteten Felsformationen auf, die von dichten Sukkulentenbeständen überzogen ist.
Von den meisten Gebäuden stehen nur noch Teile der Grundmauern - nur noch wenige der Mini-Häuser sind halbwegs intakt. Über den früheren Sinn und Zweck kann man nur mutmaßen, aber es könnte sich um Lagerhäuser für die Waren gehandelt haben. Heutzutage werden nur noch die einigermaßen solide erscheinenden Häuschen ab zu als Unterschlupf von Anglern benutzt, die sich hier einquartieren. Gute Freunde wurden bei einem ihrer La Fajana Besuche mal von einem angelnden Palmero zu Lapas in Knoblauch und Vino eingeladen.
Letztes Jahr war eines der Häuser von einem Hippiepärchen bewohnt. Aber insgesamt kann man sagen, dass man hier fast nur auf Palmeros trifft - und auch die in sehr, sehr geringer Zahl. Wenn man hier zwei Stunden verbringt und mehr als drei Menschen trifft, dann ist schon viel los...
Wir sind riesengroße Fans der Lage, der Küstenlandschaft und der Ausstrahlung La Fajanas, und manchem Klein Kanaren Fan dürfte es wahrscheinlich auch so ergehen, wenn er/sie denn den Weg hierher findet...aber ich glaube nicht allen, manchem mag dieser Ort eventuell zu wild, zu einsam, zu morbide und zu spröde erscheinen...es ist ein Ort, der sich in keinster Weise "anbiedert", sondern ein sehr authentischer Flecken Erde, den man, glaube ich sofort anturnend findet, oder halt nicht...ich habe auch schon La Palma Reiseberichte gelesen von Leuten, die sich dorthin verirrt haben und scheinbar nichts entdeckt haben...
Östlich der alten Anlegestelle schließt eine von gewaltiger Steilküste umrahmte Bucht an und der Blick reicht bis zum Nordostkap der Insel.
Nach dem man die Aussicht, den Atlantik und den leicht morbiden Charme diese Ortes, an dem der Zahn der Zeit nagt, genug Zeit gegeben hat, lohnt es sich den Rest der Landzunge zu erkunden. Wenn man sich im Ort westwärts wendet, sieht man zuerst einen Pool, der wohl schon seit vielen Jahren kein Wasser mehr gesehen hat. Ein etwas skurriler Anblick im Angesicht des Atlantiks. Wer allerdings bei sommerlichen Temperaturen aus unerfindlichen Gründen darauf kommt, über die Leiter in den Pool hinab zu steigen, sollte sich auf wahre Backofentemperaturen einstellen...
Wenn man nach Westen gehend die letzten der wenigen Häuser des Ortes passiert hat, wandert man nur ein paar Minuten durch die Bananenplantagen...
....bis man die nächste wildromantische Bucht erreicht, deren Blick sich nach Westen öffnet. Hier sollte man noch einmal eine Rast einlegen.
Oft rollt hier eine imposante Brandung heran, die bei längerer Betrachtung und Anhörens meditationsartige Zustände hervorruft. Zum Baden ist diese Brandung und der Steinstrand allerdings nicht geeignet - obwohl hier in manchen Sommern gar ein weitläufiger, wunderschöner Sandstrand existieren soll.
Nach einer Weile sollte man sich allerdings losreißen von diesem Ort - der zu unseren absoluten kanarischen Lieblingsplätzen am Meer gehört - denn es wartet noch ein relativ heftiger Schlussanstieg nach Franceses auf den Wanderer.