Wer bereit ist weitere zwei Stunden – Pausen nicht mit eingerechnet – und knapp 500 Meter zusätzlich im Aufstieg zu gehen, der kann in Franceses den Bus zurück nach Garafia nehmen. Alle anderen sollten sich im Cafe La Garza die verdiente Erfrischung gönnen und sich ein Taxi rufen - die Version, die ich eindeutig bevorzuge. Wer nicht den restlichen Teil des Camino de La Costa bis La Tosca auf einer weiteren Tour erkunden will, sollte aber vorher noch wie schon erwähnt dem GR 130 ein paar Minuten bis an den Rand des Barranco de los Hombres folgen - auch dieser Küstenblick ist herrlich und lädt zum Staunen und Verweilen ein.
Um die anvisierten Abschnitte des Küstenwegs zu vollenden, könnte man nun in einer zweiten langen Wanderung bis La Tosca durchlaufen. Ich bevorzuge aber zwei Etappen daraus zu machen und als nächstes von Roque Faro über El Tablado und La Fajana nach Franceses zu wandern – eine herrliche, landschaftlich sehr abwechslungsreiche Wanderung.
Man fährt dazu mit dem Mietwagen nach Franceses, dem Endpunkt der Tour und parkt seinen Wagen in der Ortsmitte. Der Dorfkern liegt etwas unterhalb der LP 1, dort gibt es auch Parkplätze. Hier nimmt man von Montag bis Freitag den 10:00 Bus (am Wochenende oder Feiertags muss man den 8:00 oder 12:00 Bus nehmen) der 100er Linie Richtung Santo Domingo und steigt in Roque Faro aus. Die Bushaltestelle ist zugleich der Startpunkt der Wanderung.
Nach kurzer Fahrt in einem der alten, kleinen Minibusse, die die abgeschiedenen Dörfer des Nordens miteinander verbinden, erreicht man Roque Faro. Diese Busfahrten durch den ursprünglichen Norden sind immer wieder wie kleine Zeitfenster in eine eigentlich schon vergangene Epoche.
Roque Faro ist ein eher unscheinbares Dorf auf 1000 m Höhe, das inmitten des großen Nichts des zentralen nördlichen, kaum besiedelten Hochlands liegt. Aber was dem Ort an Ausstrahlung fehlt, wird durch die grandiose Natur die ihn umgibt mehr als wettgemacht. Diese Landschaft hat wirklich ihre ganz speziellen Reize. Nach Süden hin erheben sich die äußeren Steilwände der Cumbre de Caldera mit den Observatorien, die bei gutem Wetter von hier unten auszumachen sind. Außerdem ist die gesamte Umgebung von tiefen Wäldern überzogen, die zu den schönsten der Kanaren gehören. Ausgedehnte Lorbeerwälder wechseln mit dichten Fayal Brezal Wäldern ab – aber der eigentliche Star der Vegetation ist hier die Kanarenkiefer: Gewaltige, knorrige, uralte, von Bartflechten behangene Kiefern mit großen Schirmkronen ragen an vielen Stellen wie Urwaldriesen aus dem Wald hervor. Ein weitere Attraktion der Gegend ist die alte, teils sehr schmale Nordstraße (PR LP 109), die durch herrliche Nebelwälder führt. Wenn sich dann noch - wie so häufig in dieser Region – die umher wabernden Passatwolken mit dem Sonnenschein vereinen, ist die Wettermagie perfekt! Es gibt viele Gründe Roque Faro zu besuchen...
An der Bushaltestelle folgt man dem gut ausgeschilderten und markierten Wanderweg PR LP 9.1. und gelangt in eine Naturlandschaft in die sich anfangs noch bewirtschaftete Terrassen, Felder, Weiden und Wald mischen. Die ganze Gegend scheint von Nuancen von Grün überzogen zu sein, in die sich die bunten Farben der blühenden Wildblumen und Büsche mischen.
Vereinzelt trifft man noch auf bewohnte Häuser oder Stallungen, aber man bemerkt schnell, dass man sehr rasch in eine sehr einsame, abgeschieden Region hinein wandert. Die Anfangs noch recht breiten und benutzt aussehenden Feldwege werden nun schnell immer schmäler und verwachsener.
Oft wabern über dieser Region Passatwolkenbänke hin und her und erschaffen reizvolle Lichtstimmungen. Wenn es hier oben eher zugezogen erscheint, muss das allerdings nicht bedeuten, dass das für die küstennahen Abschnitte des Wanderweges auch gilt.
Der Wald wird nun immer dichter und irgendwann taucht man vollends in ihn ein und bekommt das Gefühl einen grünen Tunnel zu betreten.